Endlich

Sechs Wochen hat es gedauert bis ich endlich fündig geworden bin. Vor ein paar Tagen in Taupo stand die Frage, ob es nun direkt südlich über Palmerston North nach Wellington geht oder ob wir einen Zwischenstop in Napier an der Ostküste der Nordinsel einlegen. Ich war zuerst dagegen, bin jetzt jedoch froh, dass die anderen zwei mich überzeugen konnten. In der Hoffnung hier vielleicht bessere Aussichten auf einen Saisonjob zu haben, habe ich letztendlich doch zugestimmt. Das war wahrscheinlich die beste Entscheidung meiner ganzen Neuseelandreise. In den ersten zwei Tagen bekam ich immer nur mal ein „vielleicht“ zu hören. Bei meiner letzten Station, einer relativ unscheinbaren, privat geführten Kiwifarm (oder auch Orchard genannt), bin ich dann fündig geworden. Mittlerweile arbeite ich hier schon drei Tage, die wie im Flug vergangen sind. Die Familie hat mich ganz herzlich aufgenommen. Ich bekomme hier Verpflegung und Unterkunft und werde dazu noch bezahlt. Es sind zwar nur 12,50 Dollar, der Mindestlohn in Neuseeland, aber die Gastfreundschaft und Herzlichkeit entschädigen für alles. Auch für die vielen Schrammen und die aufgerissenen Hände, die man von der Arbeit bekommt. Meine Aufgabe besteht darin, die Äste von den Kiwiplfanzen wegzubrechen, die keine Blüten, somit dann später auch keine Kiwis, tragen. Dadurch geht die Kraft der Pflanze stärker in die Frucht und die Kiwi wird süßer. Der Besitzer hat mir bereits viele Dinge über den Anbau und die Geschichte der eigentlich aus China stammenden Frucht erzählt, sodass ich am Ende wahrscheinlich als kleiner Kiwiexperte nach Hause fahren kann. Ich finde es großartig, dass er sein Wissen an mich weitergeben will, obwohl ich wahrscheinlich nur ein paar Wochen hier bleiben werde. Für die Dauer, die ich arbeiten werde, haben meine Freundin und ich uns getrennt. Aus finanziellen Gründen ist sie nicht darauf angewiesen einen Job zu suchen. Für mich stand von Anfang an fest, dass ich nicht nur auf touristischen Pfaden wandern will, sondern auch das Arbeitsleben erfahren möchte. Deshalb gehen wir jetzt für eine bestimmte Zeit getrennte Wege. Seit ich hier bin, fühle ich mich wirklich frei und genieße das Alltagsleben mit einer neuseeländischen Familie. Das ist einer der besten Wege Land und Leute kennenzulernen. Derzeit läuft es also so ziemlich perfekt. Es ist ebenfalls sehr angenehm nicht jeden Tag weiterreisen zu müssen, sondern auch mal zu verweilen um durchzuatmen.
Die Familie ist sehr interessiert an meiner Heimat. Da kommen die unterschiedlichsten Themen zu Sprache wie die ehemaligen Teilung Deutschlands, unterschiedliche Kulturen in Europa, beliebte Sportarten, Traditionen, Gerichte bis hin zu Steuern und Politik. In den letzten Tagen habe ich hier so viel Englisch gesprochen wie in den ganzen vorangegangenen 6 Wochen zusammen. Ich bin gespannt wie lange ich hier bleiben kann beziehungsweise was die nächsten Tage so bringen.


Kiwi ist nicht gleich Kiwi!

Geht man hier in einen Supermarkt und verlangt eine Packung Kiwis, kann es passieren, dass man den einen oder anderen komischen Blick erntet. Na klar, zu Hause ist man „leichtfertig“ und isst mal schnell zwischendurch eine Kiwi. Als Deutscher denkt man nicht daran, dass die Neuseeländer unter „Kiwi“ eigentlich den Vogel verstehen und nicht die Frucht. Bisher gibt es hier im Supermarkt also noch keine flugunfähigen Vögel im Zehnerpack zu kaufen. Natürlich wird jeder wissen, was gemeint ist, aber dieses kleine Kommunikationsproblem ruft schon ein Schmunzeln hervor. Also die kiwi fruit schmeckt dann doch weitaus besser und es gibt sie sogar in grün und gelb! Mich persönlich erinnert die goldene Kiwi ein wenig an die heimische Birne, aber da kann sich jeder selbst sein Urteil bilden. Seit ich in Neuseeland bin, esse ich jeden Tag meine obligatorische Kiwi und nun arbeite ich sogar auf einer Kiwiplantage!


Abschied

Unserem neu gewonnen Mitfahrer müssen wir schon wieder Lebewohl sagen. Es war eine kurze, aber sehr schöne Zeit zusammen. Man trifft sich bekanntlich immer zweimal im Leben. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege irgendwann noch einmal. Ob es klappt, dass wir in Zukunft wieder jemanden mitnehmen werden, wird sich zeigen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass mit drei Leuten plus Gepäck im Auto funktioniert, auch wenn es reichlich eng ist und alles durcheinander fliegt. Die Vanette, unser Auto, hat durch die Last einen ziemlichen Spritdurst gehabt. Von anderen habe ich aber auch gehört, dass das Benzin in Neuseeland minderwertiger sein soll als in Deutschland. Ob daran etwas dran ist, habe ich leider noch nicht herausgefunden.