Auckland – Waiwera
Seit zwei Tagen saßen meine Freundin Rani und ich im Hostel fest. Wir hatten schon von Deutschland aus – vorbereitend und planend, wie der brave Staatsbürger so ist – unsere Betten gebucht, um uns die Zeit zu nehmen, noch alles Nötige in Auckland zu besorgen. Unsere – auch nationeigene – Sparsamkeit brachte uns also auf die billigste Bleibe: einen grauen Betonwürfel, anonym und hässlich auf die Spitze eines Aucklander Hügels gesetzt.
Nach 6-tägigem koreanischem Kulturprogramm in Seoul, unserer ausgewählten Stopover – Stadt, fühlten wir uns nun in Auckland wie in „Korea Town“: Asiaten, wohin das Auge reichte. Wo war der uns so herzlich angepriesene Kiwi? Im Rezeptionsfuzzi fanden wir die Verkörperung jedenfalls nicht, als er uns mürrisch am 3. Tag die Schlüssel aus der Hand nahm und auf unseren Enthusiasmus knurrte: „Hitch hiking? It´s not popular in New Zealand.“ Popular oder nicht – wir marschierten tapfer mit Sack und Pack zu der 4-spurigen Straße und versuchten uns mitten auf der Bushaltestelle.
Ein Schild hatten wir, das mit klaren Druckbuchstaben unser Ziel preisgab, die Rucksäcke standen griffbereit und ordentlich am Straßenrand, ich präsentierte mein bestes Lächeln, während Rani schüchtern danebenstand. Frisch aus der Dusche waren wir geschniegelt und gestriegelt.
Alles durchorganisiert. Und dann kam Andrew: Rumpelnd blieb ein dreckig weißer Lieferwagen neben uns stehen, der uns aus der Großstadt rausbringen sollte. Der etwa 60-jährige Fahrer murmelte unverständliche Sachen (wir waren ja noch Neulinge im Umgang mit kiwianschen Akzents) in seine Zigarette, die mehr eine gebogene Aschestange war, die jeden Moment zu fallen drohte.
Als er erfuhr, dass wir aus Deutschland kommen, riss er begeistert das Lenkrad herum, um uns Inga, seiner deutschen Freundin, die seit 25 Jahren im Busch lebt, ein bisschen verrückt ist und sich immer so über Besuch aus der Heimat freut, vorzustellen. Bald polterten wir über Schotter, das Gerümpel im Auto hüpfte auf und ab, ein Apfel kullerte unentwegt auf dem dreckigen Boden hin und her und Andrew´s Zigarettenasche fiel endlich vom Stumpen ab und landete unbemerkt in seinem Schoß. Doch Inga war nicht da, das Hüttchen – umgeben von nativen Busch, Schweinen und Hühnern – war leer.
Andrew schüttelte enttäuscht sein schütteres, weißes Haar und zündete sich eine neue Zigarette an, die er, ohne sie je aus dem Mund zu nehmen, rauchte. Er brachte uns nach Weiwera, wo wir den restlichen Tag am Muschelmeer verbrachten und den Seemöwen nachguckten. Nachdem wir unser Gepäck aus dem Auto geladen hatten und an der Beifahrertür standen, um uns zu verabschieden, drehte Andrew zum ersten Mal den Kopf in unsere Richtung. Mit zugekniffenen Augen musterte er uns und zischte rau: „You girls smoke ganja, ae.“ Ohne auf die Antwort zu warten, beugte er sich vor, riss das Handschuhfach auf und hervor quoll eine grüne Pracht.
Er öffnete die große Tüte, schmiss uns zwei Blütchen hin, wünschte uns noch einen guten Tag und schepperte davon. Dies war das erste und das letzte Mal, das uns jemand so direkt Drogen anbot (ich will hier ja keine Marihuanawerbung für Neuseeland veranstalten), aber es gehörte einfach zur Begegnung dazu.
Ich bin mit meiner Freundin Rani etwa 6 und allein 4 Monate durch Neuseeland gereist, 1 Monat davon haben wir zusammen gearbeitet, ich zusätzlich noch weitere 3 Monate, für 3 Wochen hatten wir ein Auto, die anderen Tage sind wir/ bin ich getrampt. Von dieser Reise per Anhalter will ich euch nun berichten.