Über das Glück
Wir unterlagen dem Zauber dieses einfachen Städtchens. 6 Tage lang konnten wir uns nicht davon losreißen. Wenn der Morgen die Sonne an den Himmel schickte, gab es ein selbstgepflücktes Mandarinen-Frühstück, dann packten wir unsere Sachen zusammen und ließen uns treiben. Wir folgten keinem besonderen Zeitablauf. Die Stunden folgten uns nicht. Wir spazierten mit dem Tag durch den Tag.
In Kerikeri kannte man uns schon. Die, die jeden Tag zersaust vom Schrottplatz kamen. Immer die Rucksäcke auf dem Rücken – die grüne Salatschüssel mit einem Schnürsenkel an einem der Bündel davon baumelnd. Jeden Tag kam ein anderer Einwohner und schenkte uns ein Getränk, etwas zu essen, seine Aufmerksamkeit. Nie jedoch schenkte uns jemand das Gefühl, uns Heimatlosen zu bemitleiden. Im Gegenteil: wahres Interesse und Herzlichkeit bestimmten die Gespräche. Von der Maorischen Clique bis hin zum einzahnigen Verkäufer des Delikatessenladens. Abends breitete sich ein süßlicher Duft aus und wir legten uns glücklich in unser Lager. So verstrichen die Tage.
Wir erlebten nichts aufregendes, aber wir lebten frei. Und noch nie hatte ich solch ein permanentes Glücksempfinden in mir herumschwirren. Es setzte sich nicht aus vielen, kleinen Momenten zusammen – es war ein ganzer Bestand. Nachts musste ich meine Füße aus dem Schlafsack stecken, um sie abzukühlen: sie waren durch das ganze Kribbeln heißgelaufen.
Ich glaube, Glücklichkeit ist ein Engelskreislauf. Hat man das innere Glück einmal empfunden uns sich über seine Entstehung bewusst gemacht, besitzt man wertvolles Wissen. Wendet man dieses an, um nach Glückseligkeit zu streben, entsteht ein sich schließender Kreis. Ein Zirkel des Guten, also ein Engelskreislauf. Mit jedem erneuten Erreichen eines Glücksmomentes erweitert man sein Wissen und der Kreis wird zu einer geballten Kugel. Eine riesige Kugel Eis, von der man von innen heraus zehren kann. Oder eine monströse Mottenkugel, die schlechte Momente wegätzt.
Soweit zu meinen philosophischen Gedankengut aus Kerikeri.