Das Land der langen weissen Wolke
Nachdem im letzten Artikel von uns schon die Entstehung Neuseelands laut Maoriglauben bearbeitet wurde hier nochmals kurz die historische Geschichte.
Die Inseln Neuseelands wurden etwa vor 1000 Jahren von den Maori besiedelt. Laut der Überlieferung war Kupe der Entdecker und nannte es Aotearoa („Land der langen weißen Wolke“).
Der holländische Seefahrer Abel Tasman erreichte 1642 als erster Europäer die Suedinsel und gab ihr den Namen Staten Landt, später umbenannt in Nieuw Zeeland nach der niederländischen Provinz Zeeland. 1769/70 erkundete der britische Seefahrer James Cook (uns schon durch die Entdeckung Australiens bekannt) ganz Neuseeland und beanspruchte es für Großbritannien. Schliesslich handelte Konsul William Hobson am 6. Februar 1840 mit den Maori-Häuptlingen im Vertrag von Waitangi die Inbesitznahme Neuseelands aus das kurz darauf britische Kronkolonie wurde.
Nun aber zum Kanu oder besser gesagt der Suedinsel:
Nach drei Tagen Grosstadt in Wellington konnten wir es gar nicht mehr abwarten endlich wieder Landluft zu schnuppern und unserem ueberfuellten Hostel zu entkommen.
Nach dreieinhalb Stunden auf der Faehre kamen wir auch in dem kleinen Dorf Picton an. Unglaublich, dass dieses kleine Kaff die Verbindungsstelle zur Nordinsel sein soll. Der Grossstadtdschungel war schnell vergessen und begeistert haben wir die Veraenderung in uns aufgesaugt. Ausgehungert nach Vogelzwitschern und frischer Luft haben wir unsere erste Nacht auf Baumwurzeln im Wald geschlafen und wurden von den ersten Sonnenstrahlen des beginnenden Tages sanft wachgescheint.
Frisch ausgeschlafen und gluecklich wieder im Gruenen zu sein, sind wir ein wenig in Marlborough Sound herumgefahren, vergleichbar mit den Fjorden in Norwegen, nur waermer.
Von dort ging es weiter in den beruehmten Abel Tasaman Nationalpark im Nordwesten der Insel, wo wir auch gleich eine Tageswanderung absolviert haben und all die herrlichen versteckten Buchten bewundern konnten, die wir schon immer in den Prospekten gesehen hatten. Wir waren fast alleine, aber der Ranger erzaelte uns, dass der Campingplatz (mit ca. 500 Stellplaetzen) ab dem 27.12. fuer ueber einen Monat ausgebucht sei. Auch die Kiwis haben Ferien!!!
Neugierig wie wir sind und mit Hummeln im Hintern ging es direkt weiter Inland nach St. Arnaud zum Nelson Lakes Nationalpark, um dort eine angenehme Nacht zu verbringen und naehere Bekanntschaft mit den so beruehmten Sandfliegen zu machen. Nach unzaehligen Attacken der kleinen Biester haben wir beschlossen in Off! (die Ozeanische Version von Autan) zu baden und uns so vor ihnen zu schuetzen.
Da Neuseeland bis auf seine tollen Nationalparks ausnahmslos aus Farmland oder Baumplantagen bestehen, haben wir uns auf die Nationalparks hier kontentriert, da wir ja das wilde Land sehen wollen und nicht nur Schafe und Monokulturen.
Auch wenn es ein kritisches Wort ist, moechten wir doch anmerken, dass wir es wirklich schade finden, dass mit der Natur recht ungnaedig umgegangen wird und es eben nicht das Naturparadies auf Erden ist, als welches es oft hingestellt wird.
Versteht uns nicht falsch, es gibt hier tolle Flecken, einmalige Straende, Berge und Natur, aber eben nicht nur. Zwischen diesen tollen Stellen gibt es eben entweder Farmland oder Baumkultur und wie so ein abgeholzter Berg aussieht, koennt ihr ja auf einem unserer Photos sehen.
Nun ja, weiter auf der Jagd nach der Natur und seinen Tieren sind wir nach Kaikoura geduest, wo es vor Wildtieren nur so wimmeln soll und angefangen von Walen bis hin zu Albatrossen alles vertreten ist.
Und auch wir hatten Glueck und konnten eine riesiege Seeloewen-Kolonie beim taeglichen Entspannen und Spielen beobachten und natuerlich auch fleissig Photos machen.
Da es uns aber unwiderstehlich nach Christchurch gezogen hat, sind wir dort nicht lange verweilt und wollten uns unsere Wohnung fuer die Zeit nach der Reise organisieren, um entspannt und eben nicht heimatlos dort anzukommen. Nach viel Recherche und langem hin und her Rechnen fiel unsere Entscheidung auf die Luxusvariante im Stadtteil St. Alban.
Also Luxus ist relativ aber fuer uns ist es eben schon ueber ein Jahr her, dass wir Bad, Toilette und Couch nicht mit anderen teilen mussten.
Als stolze Mieter eines kleinen Apartments und ruhigen Gewissens haben wir uns nach all der Organisiererei an die Gletscher und Berge der Suedinsel herangewagt, um auch mal wieder ein bisschen Eis und Schnee zu spueren.
Sehr beeindruckt hat uns mit 3755 Metern Neuseelands hoechster Berg. Mount Cook, benannt nach dem beruehmten britischen Entdecker, und die umliegenden Dreitausender waren schon eine echte Erscheinung. Als dann noch der Sonnenuntergang die Felswaende ringsum roetlich einfaerbte spielte passend dazu ein schweizer Tourist auf seinem zusammensteckbaren Alphorn!!! das er zum regelmaessig Ueben kurzerhand mit ins Reisegepaeck gesteckt hat. Also originaler geht’s doch gar nicht.
Nachts konnten wir das ferne Grummeln und Donnern der abgehenden Gletscherlawinen hoeren und wurden von einem fantastischen Sternenhimmel ueberrascht. Da wurde uns auch klar, warum eine Sternenwarte nicht weit entfernt errichtet wurde. Der ganze Himmel bestand nur aus leuchtenden Punkten, die wirklich zum Greifen nah waren.
Normalerweise bekommen wir von der Dunkelheit und ihren Sternen nie etwas mit, da wir ja mit langen, langen Tagen beschenkt werden. Die Sonne geht meistens erst um 22.00 Uhr unter und da liegen wir oft schon vorher erschoepft vom Erlebnten des Tages in den Schlafesaecken.
Nach soviel Bergen und Lawinen wurde es wieder Zeit fuer Meer und…… PINGUINE!
Und zwar nicht irgendelche, sondern fuer die seltensten ihrer Art. Geduldig haben wir am Abend gewartet, um den kleinen Jaegern bei ihrer Heimkehr zuzusehen. Die kleine Colonie bestand aus satten 12 Exemplaren, von denen die Haelfte gerade mit brueten beschaeftigt war.
Putzige kleine Gesellen und auch sehr empfindlich und leicht stoerbar. So haben wir ihnen an diesem Tag einen Gefallen getan und alle photowuetigen Touris auf der Jagd nach dem besten Bild dezent darauf hingewiesen, dass man den kleinen Fracktraegern nicht zu nahe kommen darf, weil sie sich sonst nicht mehr von der Stelle bewegen, um ihre Nester versteckt zu halten. Als Dankeschoen bekamen wir tolle Posen geschenkt und aufgeregtes Schnattern hat uns auf unserem Nachhauseweg begleitet.
Gleich um die Ecke war auch der suedlichste Punkt auf der Suedinsel, an dem wir eine Gedenkminute an zu Hause abgehalten haben. Ist dies doch der Punkt auf unserer langen Reise, der am weitesten Weg von daheim ist.
Als naechste Etappe stand dann der beruehmte Milford Sound auf der Liste und so sind wir zur Westkueste gebraust. Eine wirklich schoene Gegend, leider nur total verseucht mit den Sandfliegen, die eine echte Herausforderung beim Campen waren – auf der gesamten Westkueste, wie sich heraussstellen sollte. Dort haben wir eine kleine Bootstour gemacht, um den Fjord mit seinen Wasserfaellen zu bewundern und sogar eine Delfinschule hat kurz ein paar Saltos fuer uns veranstaltet.
Obwohl wir keine Adrenalin-Junkies sind, wollten wir uns doch mal Queenstown mit eigenen Augen ansehen. Das Mekka der Jungen und Alten Sportfreunde und dickgefuellten Geldbeutel mit einem Ueberangebot an Bungeejumps, Rafts, Abseiling, Hoehlenklettern, Kajaken und was das Herz sonst noch begehrt.
Da das Wetter bei unserem Besuch leider nicht gut war, konnten wir von der umliegenden Bergkette nicht viel sehen, aber von der Stadt selber dafuer umso mehr.
Wir fuehlten uns Stark an Rimini oder Jesolo erinnert und die besten Grundstuecke direkt am See waren ausnahmslos fuer Motels, Hotels, Ferienwohnungen und Souvenierlaeden reserviert. Eine Stadt gemacht fuer den Tourismus. So viele Stellenangebote an den Fenstern von Restaurants und Bar haben wir sonst nirgendswo in ganz Neuseeland gesehen.
Wie ihr ja wisst, moegen wir solche Orte nicht sonderlich und da uns auch die Bungee-Sprung-Trilogie fuer 480 Dollar pro Nase dann doch ein wenig zu teuer war, haben wir unseren CJ wieder gepackt und sind schneller als geplant abgereist und haben nach einem Zischenstop im Mount Aspiring Nationalpark den Fox und Franz Josef Gletscher angepeilt.
Dort haben wir fleissig Photos gemacht und waren schwer beeindruckt, wie sich der Gletscher durch die Berge talabwaerts erstreckt hat. Da wir ja immer Eis fuer unser Kuehlbox brauchen konnten, haben wir kurzerhand ein grosses Stueck mitgenommen, dass uns fuer einige Tage unser Essen schoen kalt gehalten hat. Das wohl aelteste Kuehleis ueberhaupt!
Da auch hier das Wetter eher unstetig war, haben wir von einem Helikopterflug mit anknuepfender Gletscherwanderung abgesehen, da wir das Risiko nicht eingehen wollten viel Geld fuer nichts auszugeben. Das hat uns dann umso mehr Zeit gelassen die zwei Eisgiganten vom Tal aus zu bewundern.
Nach soviel Natur gings weiter nach Hokitika, die Hauptstadt der neuseelaendischen Jade, wo erstmal shopping angesagt war. Eine wirklich ganz entzueckende Dame hat uns beraten und ausfuehrlich und geduldig unsere Fragen zu diesem Thema beantwortet und uns bei der Auswahl eines sehr schoenen Jadeanhaengers geholfen. Ein ganz bezauberndes Souvenier und Weihnachtsgeschenk.
A propos Weihnachten: wir hatten sogar einen 3-Meter hohen Weihnachtsbaum und am 25.12. lagen auch zwei kleine Geschenke vom Santa Claus vor unserer Tuer. Der Heilig-Abend ist hier ein voellig ungefeierter Tag und jeder erledigt noch schnell seine letzten Einkaeufe. Dafuer wird am 25.12. nix gemacht. Das geht sogar soweit, dass einige Hostels An- und Abreise an diesem Tag verweigern und man sein Zimmer so nehmen muss, dass die Betreiber auch schoen Weihnachten feiern koennen. Auch in den Restaurants wir eine Feiertagszuschlags-Gebuehr erhoben, die der Gast begleichen muss, weil die Arbeitgeber nicht fuer die Mehrkosten aufkommen wollen. Stellt Euch das mal bei uns vor, unglaublich aber wahr!
Da die gesamte Westkueste von Sandfliegen (warum sie nicht Sandmuecken heissen,so wie die Mistviecher beissen) verseucht zu sein scheint, haben wir unsere Silvesterplaene von einsamen Straenden und einfachen CAmpingplaetzen aufgegeben und sind ueber den Arthurs Pass – Neuseelands hoechster Pass- direkt nach Christchurch gesteuert.
Dort haben wir uns in ein wirklich schoenes und entpanntes hostel eingemietet, das ganz in der Naehe von unserem zukuenftigen zu Hause ist und haben dort Silvester am Cathedral Platz im Herzen der Stadt gefeiert. Es gab live Bands und sogar ein kleines Feuerwerk und nach ein paar Bier sind wir muede nach Hause spaziert.
Hier werden wir einige Zeit verbringen, haben auch schon unser erstes Vorstellungsgespraech organisiert und wollen die Reisetaschen ein wenig auffuellen, um nicht voellig abgebrannt auf den Cook Islands anzukommen.
Jaaaa, Ihr habt richtig gelesen, 11 Tage Strand, Sonne, Meer, Haengematte und suesses Nichtstun auf Rarotonga, eine der 17 Cook Inseln.
Ein bisschen Suedsee um den Abschiesschmerz leichter zu machen und noch ein wenig an unserer Sonnenbraeune zu arbeiten.
Dazu aber mehr zu gegebener Zeit,
Eure Anja und Tim