Wellington – New Plymouth – 18. August
Spectecular – das ist das meistbenutzte Wort in den Reiseführern über Neuseeland. Wenn es auf eines wirklich zutrifft, ist es der Sturm letzte Nacht, der heute Morgen immer noch anhält. Mit 170km/h in den Spitzen hatten wir Angst, dass unser Campervan ihm nicht standhalten könnte. Dazu sintflutartige Regengüsse. Dem Gang zur Toilette (wir sind immer auswärts gegangen) geht ein langer Abwägungsprozess voraus.
Gestern Abend gab es dann auch noch einen totalen Stromausfall. Wollten gerade mal wieder auswärts essen, was sehr selten vorkam. Das Motelrestaurant ist schwach in Kerzenlicht getaucht. Jetzt nur nicht in den Pool in der Empfangshalle plumpsen! Irgendwann ist es wieder hell. Zu essen gibt es: Roast Lamb – sehr gut!
Der Tag besteht wieder überwiegend aus Fahren, ca. 400km durch Regen und Sturm. Grausig. Vom berühmten Vulkanberg Mount Egmont, dem Hausberg unseres Zielortes New Plymouth, ist nichts zu sehen. Der Ort selbst ist nett, die Stadtkasse scheinbar gut gefüllt. Na ja, die Stadt ist Zentrum der neuseeländischen Ölindustrie.
Wir müssen uns wieder klar machen, warum wir hierher gekommen sind, in einen Ort, den man eigentlich links liegen lässt: auf Bitten des Nachbarn meiner Eltern seinem in New Plymouth für ein halbes Jahr weilenden Kind ein paar vergessene Dinge nachzutragen. Es war ein sehr netter Abend mit Michaelas Gasteltern, echte Kiwis. Ron, ein zugewanderter Schotte und Janet mit Maori-Background. Der Kuchen zum Abschluss des Dinners wird von Kiwi-Früchten geziert.
Auf dem Weg zurück zu unserem Top Ten Holiday Park für die Nacht dann noch ein Erlebnis der Dritten Art. Straßensperre. Auf den zweiten Blick wird klar: Alkoholkontrolle der örtlichen Polizei. „Blow in here“, ganz unvermittelt und ohne Vorrede hält mir ein Polizist sein Messgerät durch die Fahrertür. Mein freundliches „Hello“ verhallt in der Nacht. Dann: „It´s ok.“ Das war´s. Ich bin mittelprächtig perplex. Von britischer Höflichkeit, für mich Vorbild von zivilisiertem Miteinander, keine Spur. Alkoholsünder werden in Neuseeland wie Verbrecher behandelt. Sie werden wie im Mittelalter an den Pranger gestellt, mit Namen, Alkoholmenge im Blut und Strafe, veröffentlicht in den Tageszeitungen. The end justifies the means? Nein, das darf auch hier nicht gelten.