„Sieht so aus, als könnte ich einiges von euch lernen“
Einer von Tommys Kumpeln nahm uns am Morgen des dritten Tages im weißen Pick-Up mit und setzte uns wieder etwas südwärts am Highway ab. Er musste zum Arzt, weil er seit drei Wochen mit einem gebrochenen Handgelenk rumlief. Ja, wir hatten´s hier mit einem ganz schön harten Kerl zu tun. Er rannte zwar ständig mit einer dicken Skimütze auf seinem Kopf rum – aber das wahrscheinlich eher auch, um seinen lässigen Style zu unterstreichen, wie sich vor Erkältungen zu schützen…
Der nächste Wagen, der hielt, war ein dunkelgrauer Flitzer im sportlichen Modell. Kaum saßen wir auf den kühlen Ledersitzen, glitt das Auto vom Seitenstreifen auf die Fahrspur. Widersetzte sich jedem Luftstrom und jeder Unebenheit – lautlos schwebte es uns Richtung Süden. Der Captain dieses Raumschiffes war der Leiter eines Reisemagazins, gab uns Tipps und Tricks für jede mögliche Sehenswürdigkeit, Stadt und Szenerie. Keine unserer Fragen blieb je unbeantwortet, sondern warf immer nur neue auf. Selbstsicher und wortgewandt verkaufte er sein Land und wirkte dennoch auf dem Boden geblieben. Als dann endlich wir zu Wort kamen, und unsere Geschichten zum Besten gaben, wurde er von Satz zu Satz stiller.
Bei unserer Erzählung von der Fischerbootstour und den Three Kings Islands, war er dann vollkommen verstummt. Völlig lautlos flogen wir dahin. Oder bewegten wir uns gar nicht vom Fleck und die vorbeiziehende Landschaft wird nur an die dunklen Scheiben des Wagens projiziert? Bevor meine Gedanken richtig abschweifen konnten, riss mich ein Räuspern vom Nebensitz aus den Tagträumen. „Sieht so aus, als könnte ich einiges von euch lernen.“, lachte der Manager des größten Reisemagazins in Neuseeland. Als er uns an einer Kreuzung rausließ, drückte er uns einen Packen Gutscheine für gratis Getränke in die Hände, eine Liste von Namen und Telefonnummern aller möglichen Freunde in allen möglichen Städten, umarmte uns und brauste davon.
Und wir machten uns auf den Weg nach Omaha, um unsere alten Freunden auch mit unseren Geschichten zu beeindrucken.