Im Vorfeld meiner Reise stellte ich mir Silvester in Auckland vor wie ein riesiges Spektakel.
Eine bunte, laute Party, die die gesamte City umfasst. Mein Reiseführer nahm mir aber schnell den Wind aus den Segeln mit der Info, dass der gemeine Neuseeländer sich gar nicht so viel aus Feuerwerk mache. Das konnte ich nicht glauben – immerhin ist das Ballern bei uns das, worum es am Jahreswechsel indirekt wirklich geht. Tatsächlich stand ich dann zwischen 2013 und 2014 (zwölf Stunden eher als meine Familie im kalten Deutschland) auf dem Mount Eden, es schlug Mitternacht, doch nichts geschah. Der Mount Eden war voller Menschen und nur ganz vereinzelt hörte man ein „Frohes neues Jahr“, das die Stille übertönte. Deutsche, die nicht von ihren Traditionen lassen konnten. Denn die Neuseeländer blieben still. Kein Jubeln, kein Grölen, keine „Happy New Year“-Rufe – und umarmt oder sich die Hand gereicht wurde sich auch nicht.
Und das Feuerwerk? Tja, das bestand aus einem ärmlich wirkenden Mini-Gefunkel rund um den Sky Tower im Zentrum. Es dauerte drei Minuten, dann war alles vorbei. Der Rest der Stadt blieb tatsächlich dunkel. Und nach dem „Feuerwerk“ ging und fuhr man kommentarlos nach Hause und was blieb, waren fassungslose Backpacker auf der Wiese. Das sollte es schon gewesen sein? Ja, das war alles. Auf die Party muss man aber am Silvesterabend nicht verzichten, keine Sorge. In der Stadt gibt es genügend Feiermöglichkeiten. Dennoch war ich an diesem meinem ersten Abend ein wenig enttäuscht. Meine Reise begann nicht wie erhofft mit einem großen Feuerwerk, sondern leise und bedacht. Klammheimlich hatte sich das neue Jahr herangeschlichen und im Nachhinein fand ich es genauso gut. Ein Start zum Nachdenken, der eine Zeit voller Selbsterkenntnis einleiten sollte. Falls ihr das jetzt lest und euch diese Zeit noch bevorsteht: Freut euch, ich bin neidisch und würde gern sofort wieder nach Neuseeland fliegen!
Neuseeland Silvester
A Happy New Year!!
Wer weiß, was dieses Jahr noch so alles bringen wird. Wenn man auf das letzte zurückblickt, ist es wie immer viel zu schnell vergangen. Genau vor einem Jahr habe ich mit Freunden im kalten Deutschland zusammengesessen und das neue Jahr gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht beziehungsweise habe ich noch nicht daran gedacht, wo ich ein Jahr später sein würde. Es wäre mir auch unwirklich vorgekommen, wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich das nächste Silvester in Neuseeland feiern würde! Erst hatten wir überlegt, die dreistündige Autofahrt nach Gisborne auf uns zu nehmen, um an dem Ort Silvester feiern zu können, wo man auf der Welt den ersten Sonnenaufgang bestaunen kann. Mit der Zeit hat sich aber herausgestellt, dass die Gesellschaft von netten Leuten für uns wichtiger ist, egal in welchem Rahmen oder an welchem Ort.
Mittlerweile ist der Campingplatz schon wie eine Art zu Hause für uns geworden und die Bewohner sind wie Nachbarn. Mit vielen haben wir Emailadressen ausgetauscht, um danach noch in Kontakt zu bleiben. Von daher viel uns die Entscheidung nicht schwer, das von allen zusammengestellte „Silvesterdinner“ auf dem Campingplatz zu veranstalten. Unsere tschechischen Arbeitskollegen vom Weingut kamen auch, sodass wir am Ende eine kleine lustige Runde waren.
Wir haben uns gegenseitig beigebracht, was „Gesundes neues Jahr“ in der jeweils anderen Sprache heißt. Tja, man kann immer noch etwas lernen☺. Zum späteren Abend sind wir dann nach Napier gefahren, wo es Livemusik und eindeutig mehr Menschen als auf dem Motorcamp in Clive gab. Das war auch nicht schwer. Das Feuerwerk gab es dann zu „Smoke on the water“ – sehr passend für diese wolkenlose Nacht! Was ich an Neuseeland sehr faszinierend finde, ist die Tatsache, dass sich der ganze Menschenauflauf innerhalb von einer Viertelstunde aufgelöst hat.
Um ein Uhr nachts hat man in Napier kaum noch jemanden auf der Straße getroffen. Auf dem Rückweg zu unserem Auto wurden wir dann noch Zeuge einer sehr massiven Prügelei am Strand. Wir sahen und hörten es schon von weitem, aber als wir näher kamen, stellte sich heraus, dass der eine den anderen versucht hat, im Meer unterzutauchen. Natürlich haben wir gleich die Polizei gerufen und die konnte schlimmeres verhindern. Wer weiß, vielleicht haben wir im neuen Jahr, was zu diesem Zeitpunkt gerade mal 2 Stunden alt war, schon ein Leben gerettet. Das ist schon irgendwie ein sehr gutes Gefühl.
Das war nun 2009… Wo ist die Zeit geblieben? Nicht nur Weihnachten, sondern auch Silvester im Sommer fühlt sich irgendwie fremd, nicht richtig an. Die Silvesternacht war im Vergleich zu den vorherigen extrem kalt. Am Tage ist es brütend heiß und nachts fallen die Temperaturen teilweise um 10-15 Grad. Wer weiß, wo es mich das nächste Silvester 2010 hinverschlagen wird?? Australien, Kanada. Japan oder gar doch zu Hause?:-)
Moving on… Time to say goodbye!
Die Arbeit ist für dieses Jahr nun endgültig beendet. Die Äpfelbäume sind von den überflüssigen Früchten befreit, auf den Weingütern wächst kein Unkraut mehr und die Kiwis können nun ganz unbeschwert reif werden. Sage und schreibe 5 Wochen waren wir in Clive. Jetzt ist es Zeit weiter zu ziehen - auch wenn es sehr schwer fällt. Mit den Franzosen wurde schon ein Wiedersehen auf der Südinsel vereinbart und vielleicht reisen wir dann die restliche Zeit auch zusammen. Ich würde mich jedenfalls sehr darüber freuen! Wir haben uns in der letzten Zeit so angefreundet, dass ich mir durchaus vorstellen kann, dass man über Neuseeland hinaus noch in Kontakt bleibt. Wir haben sogar schon einmal darüber gesprochen, eine Europatour zu machen, wo wir alle im Bus zusammen herumreisen. Das ist wahrscheinlich alles nur ein Hirngespinst, aber alleine schon darüber zu sprechen, macht schon Spaß und lässt es fast ein bisschen wahr werden.
Auf dem Campingplatz mussten wir erstmal eine Abschiedstour machen. Die Bewohner waren sichtlich traurig, dass wir gehen, aber woanders gibt es schließlich auch nette Menschen zu treffen! Als wir dann das Ortsschild mit Napier hinter uns gelassen haben, war uns beiden schon ein wenig komisch zu Mute, aber so ist das, wenn man als Reisender in einem Land unterwegs ist. Man trifft so viele Menschen auf seinem Weg und muss sich immer wieder verabschieden. Auf der anderen Seite würde man alles diese Menschen nicht kennen lernen, wenn man nur an einem Fleck bleiben würde! That’s life. Unser nächstes Reiseziel sollte Gibsorne sein. Der Plan ist, inner halb der nächsten 3 Wochen bis zu Cape Reinga ganz im Norden der Nordinsel zu fahren und dann an der Westküste entlang wieder nach Süden. Die Fähre, die wir vorher auf der Website von Interislander gebucht haben, bringt uns dann am 25. Januar auf die Südinsel- 3 Tage später als unsere französischen Freunde. Bis dahin bleiben uns also nun noch 3 Wochen oder man kann es als „nur 3 Wochen“ formulieren.
Hier in Gisborne haben wir gemerkt, dass wir gut und gerne noch ein paar Tage bleiben können, aber dazu fehlt leider die Zeit! Wie auch in Napier, so ist es hier auch extrem heiß und die Sonne brennt förmlich vom Himmel. Hier soll es im Schnitt sogar 2-3 Grad wärmer sein als in der Art-déco-city Napier. Damit wir uns mit der Zeit nicht verschätzen, wollen wir uns jetzt mal einen Schlachtplan ausarbeiten, wie es in der nächsten Zeit weitergehen soll.