Die Whanganui Journey gehört zu den neuseeländischen Great Walks – und doch ist sie kein Walk im eigentlichen Sinne, denn diese Strecke wird nicht zu Fuß zurückgelegt. Vielmehr handelt es sich um einen 145 Kilometer langen Abschnitt den Whanganui River, der mit dem Kajak oder Kanu befahren wird.
Für die Strecke von Taumarunui nach Pipiriki werden in der Regel fünf Tage benötigt. Wer weniger Zeit zur Verfügung hat, kann den kürzeren Abschnitt von Whakahoro nach Taumarunui paddeln – hierfür sollten drei Tage veranschlagt werden. Den Transport zur Strecke und zurück von Endpunkt organisiert man am besten mit dem Bootsverleih. Dieser stellt auch weitere benötigte Ausrüstung wie z.B. Schwimmwesten oder wasserdichte Fässer zur Verfügung.
Auf der gesamten Fahrt gibt es viel zu entdecken: Der Whanganui River durchfließt hier den gleichnamigen Whanganui National Park, der weitgehend unberührt und abgelegen ist. Tiefgrüne Baum- und Kletterfarne, ursprüngliche Wälder, steile aufragende Klippen, enge Schluchten und zahlreiche Wasserfälle machen jeden Tag zu einem einzigartigen Erlebnis. Dabei ist die Kanu- oder Kajakfahrt für jedermann geeignet: Auf dem Weg von Taumarunui nach Pipiriki sind zwar über 200 Stromschnellen zu überwinden, diese erreichen jedoch maximal den Schwierigkeitsgrad 2.
Die Unterkunftsmöglichkeiten entlang des Whanganui River sind zahlreich: So gibt es insgesamt 14 Rastplätze, auf denen gecampt werden darf. Diese sind mit Toiletten, einem Kochunterstand und Wassertanks ausgestattet. Auch einige Hütten sind längs des Flusses verstreut und liegen etwa eine Tagesfahrt voneinander entfernt. Eine Vorbuchung ist nicht notwendig, jedoch muss vor dem Start der Kanutour ein entsprechender Unterkunftspass des Department of Conservation erworben werden. Diesen erhält man beispielsweise in den Visitor Centres der nahe gelegenen Ortschaften wie Taumarunui.
Ein besonderes Highlight der Whanganui Journey ist die Möglichkeit, eine Nacht in Tieke Kainga zu verbringen. Hierbei handelt es sich um einen Marae, einen Versammlungsort der lokalen Maori-Gemeinde. Sollten Mitglieder dieser Gemeinde vor Ort sein, so wird der Besucher in den Genuss einer traditionellen Willkommenszeremonie kommen.
Der Whanganui Journey ist ebenfalls ideal geeignet, um hautnah mit der Geschichte der europäischen Besiedlung Neuseelands in Berührung zu kommen. Dafür bietet sich an der Stelle Mangapurua Landing ein Abstecher zur „Bridge to Nowhere“ an. Die „Brücke nach Nirgendwo“ kann auf einem kurzen Wanderweg erreicht werden. Mangapurua Landing war einst der Ausgangspunkt für die Besiedlung des gleichnamigen Tals, des Mangapurua Valley. Zu Blütezeiten befanden sich hier bis zu 30 Farmen. Die Brücke wurde erbaut, um deren Versorgung zu erleichtern. Wenige Jahre später hatten jedoch alle Siedler die Farmen bereits wieder aufgegeben und die Gegend verlassen, so das die Brücke von nun an ins „Nirgendwo“ führte. Die Brücke und der Ausblick über das Blätterdach der Farne machen den Umweg aber auch heute noch lohnenswert.
Weiter geht die Reise durch steil aufragende Kalksteinklippen. Kleine Seitenflüsse laden zu einer kurzen Erkundung ein. Stromschnellen wechseln mit ruhigeren Flussabschnitten, die sich für einen Sprung ins kühle Nass anbieten. Viel zu schnell ist mit Pipiriki das Ende der Reise erreicht…